Korsikafahrt 2003 - Bericht über die Wanderung auf dem GR20
Tagebuch Korsika GR 20 vom 29.07-31.07.2003
Teilnehmer :
Markus Fischer, Marius Gau, Philipp Gau, Christopher Graß, Stefan Graß,
Stefan Heim, Anna Müller, Yannik Naumann, Marie Pitsch, Stefan Schommer.
1. Tag:
Dienstagmorgen 08:30 Uhr, der Weckruf hallt durch`s Lager auf dem
Campingplatz „ Le Panoramic“. Heute geht`s los, unser Trupp von 8 Mann und 2
Mädels startet heute ihre geplante GR20 Tour.
Nach dem Frühstück herrscht hektische Regsamkeit, jeder der 10 Tourengänger
packt seinen Rucksack und verstaut seinen Anteil an Lebensmittel und Wasser.
Dies ist bei der herrschenden Hitze auf Korsika besonders notwendig, etwa 4
Liter nimmt jeder mit.
Dann geht´s in die Autos und von „Lumio“ über die engen Küstenstrassen
nach „Castello di Vergio“, unserem Ausgangsort. Hier, an der Skistation auf
ca. 1350 m, steigen wir in den GR 20 ein. Noch schnell von Ralf ein Gruppenbild
gemacht und dann geht`s los. Der erste Streckenabschnitt führt durch einen
Hochwald, fast könnte man meinen, wir wären in den Rocky Mountains. Angeregte
Gespräche verkürzen die Zeit beim Durchqueren des Waldes, doch schon bald
beginnt der Aufstieg zu unserem ersten Etappenziel, dem „Lac de Nino“. Der
Weg dorthin führt uns über den Grat von „Bocca San Pedru“. Nun wird nur
noch das Nötigste gesprochen, um Luft zu sparen. Alle halten sich wacker, nur
zum Trinken wird ab und zu eine Rast von wenigen Minuten eingelegt. Schließlich
erreichen wir den höchsten Punkt der heutigen Etappe, den „Cappu au Tozzi“
auf ca. 1800 m. Unsere Route führt uns direkt unter seinem Gipfel vorbei in
Richtung „ Lac de Nino“. Wir sind nun bereits auf gleicher Höhe mit den
ersten Wolken. Ein kalter Wind kommt auf und Alle ziehen sich ihre Juja über
die verschwitzten Hemden. Christopher schwärmt ununterbrochen von der „
Totenstille“ hier oben, stimmt, wenn er bloß ruhig wäre! Von hier aus geht`s
hinunter auf ca. 17 40 m, zum „Lac de Nino“ und wir sind erleichtert, als
wir ihn erreichen.
Es empfängt uns eine idyllische Szenerie. Vor uns liegt der herrliche Bergsee
umrahmt von saftigem Grün, auf dem Kühe und Wildpferde weiden. An einer Quelle
mit herrlich erfrischendem Bergwasser schlagen wir unser Lager auf und bereiten
unser Abendessen, Pellkartoffel mit Speck und Brot, dazu „ Vin de Montagne“
( Bergwasser ). Nach dieser Anstrengung schmeckt das einfache Mahl wie ein 3
Sterne Menü! Die ersten Blessuren, einige Blasen und Schrammen, werden
verarztet.
Eigentlich wollen wir neue Kräfte für die morgige Etappe tanken, aber nachdem
wir uns gestärkt haben stellen wir fest, dass wir uns bei der Planung der Vorräte
verkalkuliert haben, oder besser gesagt, weder Stefan noch ich haben mit dem
enormen Appetit unserer jüngeren Kameraden gerechnet. Nun ist Schmalhans Küchenmeister!
Um unsere Truppe einigermaßen mit Essen versorgen zu können, entschließt sich
die Gruppe spontan zur nächsten Schutzhütte weiter zu marschieren um eine Übernachtung
zu sparen.
Als wir um 20:10 Uhr aufbrechen liegen 6 Km Wegstrecke vor uns. Die ganze Truppe
legt ein super Tempo vor! Um 21:20 gelangen wir zu einer kleinen Bergerie, wo
wir 2 Flaschen Roten, 1 Brot und Ziegenkäse aus eigener Herstellung bekommen.
Da es inzwischen zum Weitergehen zu dunkel ist und wir sowieso nur noch eine
halbe Stunde von der Schutzhütte entfernt sind, schlagen wir auf Einladung der
Hirten gerne unser Lager in der Nähe der Bergerie auf. Genüsslich werden Käse
und Brot mit einem guten Schluck Rotwein verspeist.
Nach dem Essen wird noch ein Lied gesungen, ehe alle in ihre Schlafsäcke
kriechen. Trotz Müdigkeit bestaunen alle noch den herrlichen Sternenhimmel und
entdecken einige Sternschnuppen. Schließlich kehrt, bis auf 2 Schnarcher (
Steff und Stefan ) Nachtruhe ein! Was wird uns wohl morgen erwarten?
Motto des Tages:
War der Weg auch recht beschwerlich
und der Proviant am Ende spärlich,
so war doch am See die Stimmung heiter,
drum zogen wir zur Bergerie noch weiter!
2. Tag:
08:30 Uhr, Leben regt sich im Lager, die ersten steigen aus ihren Schlafsäcken.
Alles ist mit Morgentau überzogen, aber die aufsteigende Sonne trocknet schnell
Schlafsäcke und Kleider. Sie wärmt uns angenehm auf und vertreibt alle Müdigkeit.
Nach einem guten Frühstück mit heißem Kaffe, Marmelade, Käse und Salami,
widmen wir uns der minimalen Körperpflege, ehe wir an einer kühlen Quelle
unsere Wasservorräte auffrischen und zur heutigen schweren Bergetappe
aufbrechen. Stefan ( Gandalf der Graue ) nennt sie „die Tour der Leiden“. Es
liegen Bergkämme von 2100 m und höher vor uns. Noch ahnen wir nicht wie
schwierig die heutige Etappe sein wird. Nach einem Marsch von ca. 30 Minuten über
ein Hochplateau erreichen wir die Schutzhütte, zu der wir gestern eigentlich
noch wollten.
Kurze Rast wird eingelegt, ausreichend um ein paar Brote zu kaufen und die „
äußerst gepflegte“ Toilette aufzusuchen.
Einige anwesende Bergtouristen sind der Meinung, dass wir eigentlich für diese
schwere Bergtour zu spät gestartet sind.
Doch wir lassen uns nicht entmutigen und gehen voller Zuversicht die Etappe an.
Schon der erste Anstieg bietet uns einen Vorgeschmack auf das noch
Vorunsliegende. Der Aufstieg zur „Breche de Sorbo“ über eine Geröllpiste
ist nicht ohne. Aber es wird noch schwieriger. Unter teilweise abenteuerlichen
Umständen steigen wir zur „Breche de Capitello“ hoch. Beim Erreichen des
Grates haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Bergseen „Lac de Melo“
und „Lac de capitello“. Nur kurz verweilen wir und genießen den Ausblick,
die Zeit drängt zum Weitergehen. Die Gratwanderung über den „Punto alle
Porta“ verlangt äußerste Aufmerksamkeit, einen Fehltritt auf den zum Teil
nur wenig mehr als fußbreiten Steigpfaden, kann sich Keiner erlauben.
Toll wie jeder auf den Anderen Acht gibt und hilfreich zur Seite steht. Auf
einer Höhe von ca. 2300 m ziehen Wolken auf, etwas Regen fällt und es wird
trotz der Anstrengung recht kühl. Die Sicht war auch schon besser. Immer wieder
türmt sich nach der nächsten Anhöhe eine neue Bergwand vor uns auf. Markus,
der sich als hervorragender Kletterer auszeichnet, geht voran. Gespräche sind
selten geworden, nur bei den Trinkpausen wird immer wieder die Frage laut:“
Wie weit noch?“. Doch schließlich überqueren wir den Grat des „Punto
Muzzella“: Unser Etappenziel, die Schutzhütte „Petra Piana“, liegt unter
uns auf ca. 1850 m. Aber auch der Abstieg zur Hütte ist alles andere als ein
Kinderspiel. Noch einmal konzentrieren sich alle auf den Weg. Erschöpft aber glücklich
erreichen wir nach 8 Stunden Bergetappe um 19:00 Uhr die Schutzhütte.
Hier sind eine Menge Leute, die vermutlich wegen dem schlechten Wetter, heute
nicht mehr die Überquerung der Breche in Angriff genommen haben.Umso mehr wird
von ihnen unser Abstieg zur Hütte und unsere erfolgreiche Bewältigung dieser
Tour zur Kenntnis genommen. Vor dem Erreichen der Hütte sammelt sich unsere
Truppe und marschiert geschlossen an den Anderen vorbei. Wir bieten für sie
schon ein komisches Bild, so mit Gitarre und Kochgeschirr am Rucksack und ohne
Zelt.
Schnell suchen wir uns ein Plätzchen zum Schlafen. Schon super wie Alle heute
mitgezogen haben. Stefan ist ziemlich stolz auf die Truppe, sind doch die Jüngsten
gerade mal 13 Jahre alt. Nach dem Abendessen, Spagetti in Tomatensoße, und dem
obligatorischen Wundelecken, verziehen sich Alle recht müde in ihre Schlafsäcke,
zumal hier oben ein starker Wind bläst und die Temperatur höchstens 10°C beträgt.
Darum ziehen auch Alle lange Unterhosen und ihre Jujas zum Schlafen an. Auch ich
bin sehr müde, deshalb fällt der heutige Tagesbucheintrag kürzer aus, aber
Stups und ich singen vor dem Einschlafen noch 2 Lieder und kuscheln uns dann in
die warmen Schlafsäcke
Motto des Tages :
War die Strecke noch so schwer,
wir kamen alle bis hierher!
3. Tag:
Eine kalte Nacht liegt hinter uns. Sturmböen zerrten an unseren Schlafsäcken.
In der Nacht haben verwilderte Schweine aus Stefan`s Rucksack Lebensmittel
gefressen. Zwar konnte Stefan sie mit gezielten Steinwürfen vertreiben, aber
die Lebensmittel waren nicht mehr zu retten. Beim Frühstück hatten wir keinen
Kaffee mehr, also wärmten wir uns mit heißem Tee auf. Da sich Wolken über den
Bergen zusammen ziehen, entschließen wir uns so schnell wie möglich
aufzubrechen. Die letzte Etappe führt uns hinab ins Tal zum Bahnhof von „Tattone“,
von wo wir mit dem Zug zurück nach „Lumio“ fahren wollen. Dies bedeutet
eine lange Wegstrecke für uns.
Nach dem Frühstück beginnt der Abstieg ins Tal. Wieder steigen wir über Geröllpisten
und Steilstücke ab bis zur Waldgrenze. Ab hier folgt unsere Route dem
Flusslauf. Vorbei an wunderschönen Wasserfällen und Flussbecken mit
kristallklarem Wasser folgen wir den Zeichen des GR20. Trotz Blasen an den Füßen
und den Anstrengungen des Vortages, legt unsere Gruppe ein prima Tempo vor. Kein
Wunder, alle wollen nur noch zum Zug. An einer Bergerie treffen wir auf einen
deutschen Bergtouristen, der uns Auskunft über die Abfahrtszeit unseres Zuges
geben kann.
Eine halbe Stunde später entschließen wir uns, unser letztes Essen zu
verzehren, Kartoffelpüree ohne Salz, nur mit Pfeffer und Oregano. Hab schon
besser gegessen, aber Hunger ist der beste Koch! Während die Einen das Essen
zubereiten, baden Andere im klaren Wasser, oder versorgen ihre wunden Füße.
Durch den Essensgeruch angelockt, gesellt sich eine Muttersau mit Ferkel zu uns,
muss aber wieder unverrichteter Dinge abziehen. Nach dem bescheidenen Mahl und
der Reinigung unseres Kochgeschirrs brechen wir wieder auf.
An einer Brücke verlassen wir den GR20 in Richtung „Tattone“. Es liegen 4KM
steile Asphaltstrecke bis zum Bahnhof vor uns. Angetrieben durch die Hoffnung
heute Abend eine leckere Pizza verspeisen zu können, wird auch diese Strecke
trotz brütender Hitze von uns in einem guten Tempo zurückgelegt. Wir schaffen
es eine halbe Stunde vor Abfahrt unseres Zuges den Bahnhof zu erreichen, lösen
ein Gruppenticket und warten erschöpft auf den Zug. Um 16:30 Uhr läuft dieser
im Bahnhof ein. Da im Innenraum nicht ausreichend Sitzplätze für uns vorhanden
sind, müssen einige von uns es sich im Einsteigeraum so gut es geht bequem
machen. So geht`s bis „Ponte Leccia“, wo wir in den Zug Richtung „Calvi“
umsteigen. Leider hat der Zug 40 Minuten Verspätung. Wer einmal günstig 4
Stunden Achterbahn fahren will, der sollte mal auf Korsika mit dem Zug fahren.
Der „feurige Elias“ rattert und poltert mit uns über die Insel. Die Zeit
bis zur Ankunft in „Lumio“ vertreiben wir uns mit dem Singen von
Pfadfinderliedern.
Kurz vor unserer Ankunft können wir noch einen herrlichen Sonnenuntergang über
dem Meer beobachten und fotografieren. Gott sei dank erhalten unsere
Daheimgebliebenen noch rechtzeitig unsere SMS und können uns pünktlich in „Lumio“
vor der Kaserne der Fremdenlegion abholen. Alle sind erstaunt, dass wir unsere
Tour in 3 Tagen absolviert haben.
Auf dem Campingplatz angekommen, werden die Rucksäcke abgestellt und die
GR20-Truppe versammelt sich vor dem Gemeinschaftszelt zum Tischspruch.
Tischspruch der GR20-Truppe:
Vom GR20 wieder da,
ist die ganze Wanderschar.
Schwitzen und Blasen sind vergessen,
jetzt gehen wir eine Pizza essen!
Drum ess ein ………………….
Bei schmackhaften Pizzen und kühlen Getränken, lässt unsere Truppe in
geselliger Runde die Tour noch einmal Revue passieren.
Die Begeisterung diese Tour geschafft zu haben, steht Allen ins Gesicht
geschrieben.
Es bleibt festzustellen, dass die 10 Teilnehmer in diesen 3 Tagen eng zusammen
gerückt sind. Jeder half jedem, keiner klagte oder machte schlapp. Die Eindrücke
und Emotionen einer solchen Tour können weder durch Bilder, noch durch Worte
und auch nicht durch dieses Tagebuch authentisch wiedergegeben werden. Nur wer
dabei war, oder schon selbst diese Route bewältigt hat, kann nachvollziehen was
wir erlebten.
Dies sind Erinnerungen, die man nie vergisst!
Motto des Tages:
GR20 hart und schwer,
bringt die Freunde sich noch näher.
Ist er dann bezwungen,
war die Fahrt gelungen!!
Korsika, im Juli 2003 Stefan Graß.
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